Ein schmelzender Eiszapfen im Sonnenlicht.
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Schnee und Eis im Frühling sind weiterhin möglich.

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Wetterregeln: Wie der Klimawandel alte Regeln neu schreibt

Die sogenannten Eisheiligen sind gerade vorbei, doch so wirklich kalt war es dieses Jahr nicht. Haben solche traditionellen Bauern- und andere Wetterregeln noch Bestand angesichts des Klimawandels?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

In der Gärtnerei Beck in Taufkirchen bei München scheint es, als hätte jemand die Uhr ein paar Wochen vorgestellt. Das ist vor allem an den Erdbeeren sichtbar, die hier schon seit mehreren Wochen verkauft werden - vor allem aber an Tulpen. Mehrere Tausend davon musste die Gärtnerei bereits im April entsorgen.

Vegetation dieses Jahr früh dran

"Durch das schöne Wetter sind die Tulpen schneller aufgeblüht als sonst und so schnell konnten wir sie nicht verkaufen", so Mitarbeiterin Babsi Hufschmied.

Inhaberin Astrid Beck bestätigt: Die Vegetation ist in diesem Jahr besonders früh dran - trotz des Kälteeinbruchs im April. Jetzt besonders viel nachgefragt werden zu den anstehenden Feiertagen die Pfingstrosen. Die haben hier auf den Tag genau pünktlich geblüht, heißt es aus der Gärtnerei.

Tatsächlich sind Pfingstrosen kein Indikator für Klimaveränderungen. Das sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Was aber auffällt: Bei vielen anderen Pflanzen verfrühte sich die Vegetationsperiode tatsächlich. Dies werde sichtbar an den sogenannten Zeigerpflanzen. Sie zeigen mit ihrer Blütezeit die phänologischen Jahreszeiten an – und machen so klimatische Veränderungen messbar.

DWD: Phänologischer Frühling heuer einen Monat früher

Das Einsetzen des Vorfrühlings etwa zeige die Blüte der Hasel an. Sie blühe im langjährigen Mittel am 10. Februar. Im vergangenen Jahr aber habe sie bereits am 17. Januar geblüht, also fast einen ganzen Monat früher, so Walter vom DWD. "Da sehen wir, dass sich viele dieser Vegetationsperioden nach vorne verschoben haben."

Auch der Verband der Spargelerzeuger in Süddeutschland meldet: Die Saison heuer ging wegen der milden Temperaturen besonders früh los - und wird daher auch früher zu Ende sein. Noch lässt sich aber kein Trend ablesen und auch nicht, ob das auf den Klimawandel zurückzuführen ist.

Eisheilige: Gibt es sie trotz des Klimawandels noch?

Was bedeutet das für althergebrachte Wetterregeln? Die Eisheiligen etwa sind mit der Kalten Sophie am 15. Mai gerade vorbei. Einen Monat vorher aber hatte es noch geschneit in Bayern.

Dies zeige, dass es die Eisheiligen sehr wohl noch immer gebe, so Walter. Nur: Sie halten sich an keinen Kalender. "Die kalte Phase der Eisheiligen, übrigens auch die andere kalte Phase, die Schafskälte, die ist nach wie vor sichtbar in unseren Daten", so Walter. Deshalb empfiehlt der Klimatologe, mit der Aussaat frostempfindlicher Pflanzen weiterhin bis Mitte Mai zu warten.

Gefahr von Spätfrost

Um die Zeit um Pfingsten ranken sich viele Mythen und Brauchtümer. So stimmt die Wetterregel "Mitte Mai, Winter vorbei" weiterhin. Auch das belegt eine sogenannte Zeigerblüte: die Apfelblüte. Sie zeigt den Beginn des phänologischen Hochfrühlings an und verschob sich gegenüber dem langjährigen Mittel kaum.

Es wird also tendenziell früher warm, aber kalte Tage kann es dann trotzdem noch geben. Das ist besonders für Obst- und Weinbauern tückisch: Früher sprießende Blüten drohen damit bei Spätfrost zu erfrieren, so Walter.

Dieses Problem hat die Gärtnerei Beck nicht: Die meisten Blumen werden im Gewächshaus kultiviert. Der Klimawandel geht dennoch nicht an der Gärtnerei vorbei - etwa beim Bepflanzen von Gräbern. "Wir können viele Sachen nicht mehr pflanzen, weil die einfach verbrennen auf dem Friedhof", sagt Astrid Beck. Deshalb stellt sich die Gärtnerei auf trocken- und hitzebeständige Pflanzen um. Klimaanpassung also ist das Gebot der Stunde, denn nirgendwo auf der Welt heizt sich die Erde so schnell auf wie hier in Europa.

Im Video (24.6.2023): Eisheilige - reiner Aberglaube, oder?

Eisheilige - reiner Aberglaube, oder?
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Eisheilige - reiner Aberglaube, oder?

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