Bayern 2 - Nachtmix

Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von Amen Dunes, Villagers, Yaya Bey u. a.

Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit DEHD, Kings Of Leon, Amen Dunes, Villagers, Pokey La Farge, Yaya Bey, Milan Ring, Big Special, Arab Strap, Douglas Dare und Tom Skinner.

Von: Thomas Mehringer

Stand: 08.05.2024 14:28 Uhr

Amen Dunes | Bild: Michael Schmelling

DEHD – Poetry

DEHD steht für Dream Eagles Heavy Dream, so hießen die Vorgänger-Bands von Emily Kempf, Jason Balla und Eric McGrady. Auf ihrem fünften Album "Poetry" geht die Indie-Band aus Chicago auf Road Trip nach New Mexico, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer - oder wie Jason Balla in "Dog Days" singt: "Jeder, den ich kenne, bricht sich heute Abend das Herz". Es geht auf "Poetry" um die drei Fs: Freiheit, Feminismus und Freundschaft. Und natürlich kommt auch die Selbstfindung noch dazu. Das alles macht ein wunderbar kurzweiliges, entspanntes und unprätentiöses Indie-Pop-Album, das man bestens auf den Roadtrip in den Frühling mitnehmen kann. (7,2 von 10 Punkten)

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Dehd - Dog Days (Official Video) | Bild: DEHD (via YouTube)

Dehd - Dog Days (Official Video)

Amen Dunes – Death Jokes

Hinter Amen Dunes steckt der in New York lebende Künstler Damon McMahon. Ein Meister der mentalen Erkenntnisse. Sein letztes Album "Freedom" war eine Auseinandersetzung mit den Prozessen zwischen Vater und Sohn. Ich persönlich habe 2018 kein besseres Album gehört. Nun erscheint mit "Death Jokes" der Nachfolger und wieder geht es um Mentalität - aber die der US-amerikanischen Kultur. Besonders im Blick hat Amen Dunes dabei: Gewalt, Dominanz und destruktiven Individualismus in der Gesellschaft. Schwere Themen, die er musikalisch elektronischer als zuletzt anpackt. Auch wenn es noch einige Hördurchgänge braucht, um alle Schichten des ambitionierten Albums zu decodieren, es könnte sein, dass sich Amen Dunes hier mit der Komplexität seiner Gedanken und Melodien verhoben hat, da es schon mal einfacher war Zugang zu seinen Tracks zu finden. Bzw. gibt es dann auch fast ärgerliche Songs wie "Purple Land", die banaler nicht sein könnten. Nicht das beste Album dieses hochbegabten Mentalisten. (6,8 von 10 Punkten)

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Amen Dunes - Rugby Child (Official Video) | Bild: Amen Dunes (via YouTube)

Amen Dunes - Rugby Child (Official Video)

Kings Of Leon

Machen wir es kurz: Wer "pity" auf "kitty" und "Mustang" auf "Mistake" reimt, hat keine allzu hohen Ansprüche mehr an sich und seine Songs. Aber das passt zu der Coldplayisierung der einst von mir so geschätzten Kings Of Leon aus Tennessee. Damals, als man das Südstaaten-Fieber der Familie Followill noch in ihren Songs hören konnte - , das Roughe, den Dreck, die Hitze, alles lange vorbei. So haben wir es mit "Can We Please Have Fun" mit einem weiteren Album zu tun, das sich gut auf Festivals präsentieren lässt, aber die Diskografie dieser Band einfach weiter beschädigt. (5,5 von 10 Punkten)

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Kings Of Leon - Mustang (Official Music Video) | Bild: kingsofleonVEVO (via YouTube)

Kings Of Leon - Mustang (Official Music Video)

Villagers – That Golden Time

Laut Mastermind Conor O’Brien geht es auf "That Golden Time" um den Clash zwischen Romantik vs. Realismus. Es sei das wahrscheinlichste verletzlichste Album, das er je aufgenommen habe - in einer Reihe von wirklich sehr verletzlichen Alben. Und es geht natürlich auch um die goldene Zeit vor dem Internet. Als er sich die Sänger, die gehört hat, noch vorstellen musste, weil er absolut keine Infos dazu hatte. Das Internet habe außerdem verändert, wie wir hoffen. Auf "That Golden Time" hören wir die romantische Vorstellung einer Welt, wie sie ohne digitale Vernetzung sein könnte. Das geht bei vielen der Indie-Folk-Songs auf, aber nicht immer sind die Villagers hier wirklich zwingend. (7,5 von 10 Punkten)

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Villagers - You Lucky One (Official Video) | Bild: VillagersTV (via YouTube)

Villagers - You Lucky One (Official Video)

Ihr hört in dieser Stunde ein Unplugged-Konzert der Villagers sowie ein Interview mit Conor O'Brien, aufgenommen und präsentiert von Rainer Schaller im Zündfunk-Studio

Pokey La Farge – Rhumba Country

Wo die Villagers die goldenen Zeiten herbeisehnen, zelebriert sie ein anderer schon seit Jahren: Rootsmusiker Pokey LaFarge. Doch jetzt öffnet sich auch der straighte Countryboy der Welt. "Je mehr man sich Musik aus aller Welt anhört, desto mehr wird einem klar, dass jeder seine eigene Form von Country-Musik hat", sagt Pokey LaFarge zu seinem neuen Album "Rhumba Country", auf dem wir jetzt auch Einflüsse von Tropicalia, Mambo und Rocksteady hören - und das sehr versiert. Den Blick auf die Welt geweitet hat Pokey ausgerechnet, in dem er sesshaft wurde. Der einstige musikalische Vagabund hat sich im Staat Maine angesiedelt und dort 12 Stunden am Tag auf einer Farm mitgearbeitet. Kreativität durch harte körperliche Arbeit hat ihm und "Rhumba Country" nicht geschadet. Eine künstlerische Weiterentwicklung eines Mannes, der auch immer öfter als Schauspieler in Erscheinung tritt. Bald ist er auch in der Rock-Oper "O’Dessa" zu sehen. (7,3 von 10 Punkten)

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Pokey LaFarge - "One You, One Me" (Official Video) | Bild: Pokey LaFarge (via YouTube)

Pokey LaFarge - "One You, One Me" (Official Video)

Yaya Bey – Ten Fold

Auf "Ten Fold" hören wir den Slow-Motion-R&B von Yaya Bey aus Brooklyn, New York. In dem Song "Chasing The Bus" geht es um das Gefühl, wenn man in einer romantischen Beziehung als selbstverständlich angesehen wird - für sie auch eine Metapher, wie sie sich in der Musikbranche aktuell fühlt: überhört. Das soll ihr neues Album "Ten Fold" ändern. 16 Tracks finden wir darauf, die meisten in Zeitlupe performt, man könnte auch sagen "slow grower". Erinnert mich oft an den Soul-Sound von Solange Knowles. "Ten Fold" hört sich wie ein R&B-Mixtape sehr smooth weg, doch hab ich meine Zweifel, ob sie das Album in die R&B-Champions-League aufsteigen lässt. (6,8 von 10 Punkten)

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Yaya Bey: Tiny Desk Concert | Bild: NPR Music (via YouTube)

Yaya Bey: Tiny Desk Concert

Milan Ring – Mangos

Die Australierin Milan Ring lebt momentan in Berlin. Noch in Sydney hat sie ihr zweites Album "Mangos" aufgenommen und produziert. Ein Frühlings- wenn nicht sogar Sommeralbum, das R&B und Electronica mal fröhlich, mal melancholisch mixt. Das Pfund von Milan Ring ist wirklich die Leichtigkeit, die sie uns hier zeigt, auch wenn dadurch nicht jeder Song wirklich dringlich ist. Aber gerade der Titeltrack oder der Keytrack "Leo" haben das Zeug zum kleinen Sommerhit. (7 von 10 Punkten)

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Milan Ring - Leo (Official Visualiser) | Bild: MilanRingVEVO (via YouTube)

Milan Ring - Leo (Official Visualiser)

Big Special – Postindustrial Hometown Blues

In diesem Duo aus UK mündet fast jedes Buzzword, was den UK-Pop in den letzten Jahren und Jahrzehnten so aufregend gemacht hat: Working Class, Riot, Post-Punk. Als Referenzen: The Fall, Sleaford Mods, Fontaines D.C., Idles - und jetzt Big Special. Neu an diesem Duo ist die Liebe zum Gospel und Blues, den Joe Hicklin mitbringt - und das Faible für Charles Bukowski. Das bringt in den Post-Punk nochmal neue Perspektiven rein, obwohl die Parallelen zu Bands wie den Sleaford Mods schon sehr offensichtlich sind: Neben den Spoken-Word-Passagen auch die Haltung: Big Special stellen die Klassenfrage. Sie wollen auf die menschlichen Probleme aufmerksam machen - und mit ihrem Debüt "Postindustrial Hometown Blues" gelingt das, auch wenn wir es hier noch nicht mit dem ganz großen Wurf zu tun haben. (6,5 von 10 Punkten)

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BIG SPECIAL - BUTCHER'S BIN (Official Video) | Bild: BIG SPECIAL (via YouTube)

BIG SPECIAL - BUTCHER'S BIN (Official Video)

Arab Strap – I’m Totally Fine With It I Don’t Give A Fuck

Es ist das kleine Comeback nach dem großen Comeback für die Schotten von Arab Strap. Die Band um Aidan Moffat und Malcom Middleton hat mit der Reunion vor drei Jahren eh einen harten Schnitt gemacht. Phase eins, wie Moffat es nennt, ist abgeschlossen. Arab Strab fokussieren sich nicht mehr auf die hässlichen Momente von romantischen Beziehungen, die sie als Youngster hatten. Dass sie sich damit abgefunden haben, erkennt man auch am neuen Albumtitel "I’m Totally Fine With It Don’t Give A Fuck Anymore". Arab Strap widmen sich jetzt Themen wie Verschwörungstheorien oder auch der Online-Sucht, was man schon beim Opener hört, wo alte Modemgeräusche das Album eröffnen. Aber Arab Strap bleiben Arab Strap, das Spoken-Word zieht immer noch in die Geschichten rein, begleitet von Gitarren und Drumcomputer. Nur eines ist mir beim Hören von "I’m Totally Fine With It Don’t Give A Fuck Anymore" klar geworden: Ich werde die alten Arab Strap sehr vermissen. (6,3 von 10 Punkten)

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You're Not There (Official lyric video) | Bild: Arab Strap (via YouTube)

You're Not There (Official lyric video)

Douglas Dare – Omni

Der Brite Douglas Dare ist sein ganzes künstlerisches Leben auf der Suche nach sich selbst. Er war schon als Dragqueen auf der Suche, dann in der queeren Clubkultur Europas, unter anderem natürlich im Berghain. Auf seinem neuen Album "Omni" nimmt er die Fährte als ewiger Avantgardist wieder auf, mixt Chamber-Pop-Elemente mit diesmal gar nicht so leiser Elektronik. Berührt hat mich Douglas Dare ehrlicherweise mit seiner Musik schon mal mehr, irgendwie wünscht man ihm, dass er die Suche endlich abschließen kann und er sich selbst findet - auf das dazugehörige Album freue ich mich jetzt schon sehr. (6,8 von 10 Punkten)

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Douglas Dare - Mouth to Mouth feat. Rival Consoles (Official Visualiser) | Bild: Erased Tapes (via YouTube)

Douglas Dare - Mouth to Mouth feat. Rival Consoles (Official Visualiser)

Tom Skinner – Voices Of Bishara live at mu

Tom Skinner kennen wir als Drummer der Sons Of Kemet und vom Radiohead-Ableger The Smile. Vor zwei Jahren hat Tom sein Debütalbum "Voices Of Bishara" veröffentlicht, darauf Eigenkompositionen und Stücke, die vom Cellisten Abdul Wadud inspiriert sind. Jetzt erscheint eine Live-Version des Debüts, leider nicht mit dem Kollegen Shabaka Hutchings am Saxofon, aber dafür auch sehr mitreißend. (6,7, von 10 Punkten)

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Oasis | Bild: Tom Skinner - Topic (via YouTube)

Oasis